Göttinger Köpfe [Matthias Micus]

Hans-Jürgen Krahl Der vagabundierende Revolutionär von Matthias Micus Warum Krahl? Welche Berechtigung gibt es, in einem Buch über »Göttinger Köpfe« einen Text über den »Cheftheoretiker« des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) zu schreiben? Zweifellos war er für die radikal linken Studenten der späten sechziger Jahre ein »Kopf«, ohne jede Frage auch hatte er eine Zeitlang in Göttingen gelebt. Doch beschränkte sich sein Aufenthalt in Göttingen auf zwei kurze Jahre. Krahl traf …

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Perspektiven der Krahl-Forschung – eröffnet am Beispiel der bisher unveröffentlichten Exzerpte zu Jean Pauls „Titan“

Beitrag des Hans-Jürgen-Krahl-Instituts auf der Abendveranstaltung zu Gedenken an Hans-Jürgen Krahl im Lessingsaal in Hannover am 27.06.2007. Sehr geehrte Anwesende, anhand eines zufällig ausgewählten Teils der schon transkribierten bisher noch unveröffentlichten Texte Krahls aus dem Fundus des Verlags Neue Kritik, dem der sieben handschriftlichen Seiten umfassenden Exzerpte aus Jean Pauls Titan und aus dessen Levana, möchte ich an dieser Stelle einen kurzen Ausblick auf das geben, was die Arbeit eines …

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1968 [Günter Grass]

(…) Also hörte ich Habermas und Adorno, den wir – ich bald als Mitglied des SDS – allerdings kaum noch zu Wort kommen ließen, galt er uns doch als anfechtbare Autorität. Und weil überall, in Frankfurt besonders vehement, Schüler gegen Lehrer revoltierten, kam es zur Besetzung der Universität, die aber, weil Adorno, der große Adorno, sich genötigt sah, die Polizei zu rufen, alsbald wieder geräumt wurde. Einer unserer wortmächtigsten Sprecher, …

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Alexander Kluge: Ich schließe hier an Hans-Jürgen Krahl an

Alexander Kluge im Interview mit Rainer Stollmann (Sept. 2003) Rainer Stollmann: Sie untersuchen hier das, was vor 30 Jahren die „reelle Subsumtion der Intelligenz unter das Kapital“ hieß. Das, legen Ihre Geschichten nahe, ist inzwischen geschehen, wehren kann man sich dagegen eigentlich nicht mehr, man muss vielmehr nüchtern analysieren, was es wirklich bedeutet. Alexander Kluge: Ich schließe hier an Hans-Jürgen Krahl an, den Sprecher der Frankfurter Radikalen innerhalb des SDS, …

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hitman [Michael Rutschky]

Ja, der Glaube. Es gibt Bemühungen, als Literalismus eine eigene Form von Ideologie oder Religion zu beschreiben. Literalismus heißt, in gewissen heiligen Büchern – die Bibel, der Koran, die blauen Bände der MEGA – ist unverrückbar die Wahrheit niedergelegt. Es kömmt nur darauf an, diese Bücher richtig zu lesen, aber dieses richtige Lesen stellt eine lebenslange und geradezu übermenschliche Aufgabe dar. Insbesondere kommt es auf wörtliches Verständnis an – wenn …

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Krahl und die Situationistische Internationale [Jungle World]

Links von Dutschke wurde der Funke des theoretischen Sinns in den deutschen Zuständen am ehesten von Leuten wie Hans-Jürgen Krahl entfacht, und zwar in enger Anlehnung an Adorno und an den »Westlichen Marxismus«. Obwohl Krahl unserer Kenntnis nach ebensowenig jemals von der SI Notiz nahm wie diese von ihm, ist die Konvergenz in den theoretischen Leitmotiven und sind die Berührungsflächen unübersehbar. Dies zeigt sich z.B. überdeutlich in den kurz vor …

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Thankmar, der junge Krahl [Gerd Koenen]

Um Hans-Jürgen Krahl, den Frankfurter SDS-Tribun und Adorno-Schüler, haben sich schon zu Lebzeiten Legenden gerankt. Neben Dutschke und – nach dem Attentat von Ostern 1968 – an dessen Stelle verkörperte er das eigentümliche Charisma dieser sich „anti-autoritär“ deklarierenden Jugendbewegung mit ihrer Mischung aus permanenter Aktion und esoterischer Theoriesprache. Als „der Krahl“ (wie alle ihn damals nannten) im Februar 1970, gerade siebenundzwanzig Jahre alt, bei einem Autounfall ums Leben kam, sahen …

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Ausführlicher Lebenslauf, 26.1.1965

Ich, Hans-Jürgen, Gerhard Krahl, Sohn des kaufm. Angestellten Rudolf Krahl und der Angestellten Erna Krahl, geb. Schulze wurde am 17. Januar 1943 in Sarstedt/Han. (Land Niedersachsen) geboren. Im Frühjahr 1944 verlor ich durch Kriegseinwirkung mein rechtes Auge; ich trage seitdem ein künstliches Ersatzauge. Gegen Ende des Krieges flohen meine Eltern mit mir vom damaligen Stettin in meine Geburtsstadt. Dort verbrachte ich meine Kindheit bis zum 15. Lebensjahre. Ostern 1949 wurde …

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