Der Aufruf der Initiative 2004

Initiative zum Gedächtnis an Hans-Jürgen Krahl

Das Grab von Hans-Jürgen Krahl, gestorben am 15. Februar 1970 im Alter von gerade 27 Jahren, ist eingeebnet und droht zum 10. Februar 2005 endgültig aufgelöst zu werden.

Krahl, über den Rudi Dutschke bei einem Treffen nach dem Tode von Herbert Marcuse sagte: „Er war der Schlaueste von uns allen“, war eine charismatische Figur der Studentenrevolte. In aller Widersprüchlichkeit verkörperte Krahl deren Inhalte und Ziele. Seine Reden und seine Arbeiten gehören inzwischen zum Mythos der Revolte von 1968.  Vor allem zeigen sie auf deren Entstehungsgeschichte, als die Bewegung noch nicht in Dogmen erstarrt war und offen für vielerlei Visionen einer freien Gesellschaft –  gleichwohl stigmatisiert von der nationalsozialistischen Vergangenheit. So konnte Adorno über seinen Lieblingsschüler sagen: „In Krahl, da hausen die Wölfe.“

Geprägt vom deutschen Idealismus und der Romantik, versuchte Krahl die Kritische Theorie und die versteinerten Traditionen des Marxismus fruchtbar zu machen, für die Neuformulierung einer umwälzenden Theorie der Gesellschaft. Die Dogmatisierung der Studentenbewegung führte zu der Verzweiflung seines letzten Jahres.

Heute leben wir in einer Zeit, in der kapitalistische Verwertungsinteressen unter dem Stichwort Globalisierung für überzeitlich und dem menschlichen Zugriff nicht zugänglich gedacht werden. Gleichzeitig werden alle ökonomischen und politischen Hebel in Bewegung gesetzt, die Natur des Menschen, seine genetische Ausstattung und seinen geschundenen Körper diesem Verwertungsprozess zu unterwerfen.

Die Besinnung auf Krahl und auf die frühe Studentenbewegung könnte dabei helfen, dieses falsche Denken wieder vom Kopf auf die Beine zu stellen.

Hans-Jürgen Krahl hat keine lebenden Angehörigen. Deshalb rufen wir, die Initiative Krahl-Gedächtnis, auf zur Erhaltung seines Grabes und zur Errichtung eines Denksteins zum Angedenken an einen Menschen und an eine Zeit, die eine freie Gesellschaft für denkbar und machbar hielten.

Für die Kosten zur Erhaltung des Grabes bitten wir um Spenden und rufen zur Unterstützung dieser Initiative auf.

Für die Initiative Krahl-Gedächtnis

Dorothea Rein (Verlag Neue Kritik)
Udo Riechmann
Norbert Saßmannshausen (DenkArt e.V.)
Gerd Weiberg

Erstunterstützer dieses Aufrufs:
Bärbel Bimschas
Detlev Claussen
Bernd Leineweber
Monika Müller
Helmut Richter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert