Wut und Gedanke

Über “Wut und Gedanke” kann ausführlich im Wikipedia-Beitrag über Christian Franke nachgelesen werden. Daraus stammen die folgenden Auszüge.

Der Theaterkritiker Stefan Michalzik von der Frankfurter Rundschau schreibt über den Spielort des Stücks Wut und Gedanke und dessen Geschichte. Außerdem verweist er auf die Methode sich Adorno über seinen Schüler Krahl zu nähern und ordnet das Stück dem dokumentarischen Theater zu: „Das Frankfurter Schauspiel ist vor Ort gegangen, an die Frankfurter Universität: „Wut und Gedanke“ von dem jungen Regisseur Christian Franke ist ein intimes Dokumentarstück über die Verbindung von Krahl und Adorno. Der Monolog für den grandiosen Schauspieler Vincent Glander wird gespielt im IG-Farben-Haus. Dass es sich nicht um historischen Boden handelt, spielt keine Rolle: Der Bibliotheksraum erscheint mit seiner neu-antiquierten Aura als zweistöckige Büchergruft ideal. Und das IG-Farben-Haus ist mehrfach historisch aufgeladen: als einstiges Verwaltungsgebäude des Herstellers des in Auschwitz verwendeten Gases Zyklon B wie als Hauptquartier der US-Truppen in Deutschland nach dem Krieg. (…) Es gelingt dieser Inszenierung ganz fabelhaft, das intellektuelle Klima dieser Zeit wie auch die widersetzlichen Charaktere der beiden Kontrahenten fassbar zu machen. Ein wenig Humor schwingt am Rande in diesen wohlerwogen lebhaften anderthalb Stunden immer mit. Dem Krahl werden aktuelle Aperçus eingeschrieben, etwa mit Blick auf das Center of Financial Studies an der Frankfurter Universität und den bedenklichen Einfluss der Großbanken als Geldgeber. Diese kleine Theaterarbeit ist ein gelungener Coup.“[19]

Michael Hierholzer, Kulturredakteur der FAZ, sieht Wut und Gedanke als Theaterstück mit Performance-Elementen: „Christian Franke hat „Wut und Gedanke“ als Produktion des Frankfurter Schauspiels inszeniert, einen Monolog über den Philosophen und seinen Schüler, den „Nein-Sager“ Adorno, der seine Lehren nicht als Anleitung zum Aktionismus verstanden wissen wollte, und den SDS-Mann Krahl, der von seinem Lehrer forderte, sich an die Spitze der Revolution zu stellen. Weil er seine Werke als Aufforderung begriff, zunächst einmal das universitäre Umfeld und sodann die Gesellschaft radikal zu verändern. (…) Auf die Besucher warten diverse Performance-Elemente. Das beginnt mit dem Hinauf- und Hinabsteigen breiter Universitätstreppen, bis das Publikum an die Stätte des Geschehens gelangt, und endet mit einem Menschen, der eine überdimensionierte Vogelmaske trägt und einen beim Verlassen des Gebäudes nach der Vorstellung in die großstädtische Nacht entlässt.“[20]

Die Theaterkritikerin Judith von Sternburg vergleicht die Inszenierung Die Geschichte von den Pandabären mit einem Hörspiel: „Eine verrätselte Stunde, die von den Schauspielerinnen Katharina Bach und Linda Pöppel in der Frankfurter Schauspiel-Box mit großer Zärtlichkeit vorgetragen wird: Gurrend, schnurrend, knuspernd, kruschelnd, quiekend, leise lachend, leise plaudernd, fast ein Hörspiel. (…) Die seltsame Ausgangssituation auf der Bühne stammt von Christian Franke (Regie) und Sabine Mäder (Bühne). Das Publikum kann rundum die Füße in eine Vertiefung baumeln lassen, die schaumstoffgepolstert eine Art Tonstudio darstellt. Auch dass der Mann in einem Bau wohnt, wäre ein vernünftiger Gedanke. In der Mitte liegt allerlei bereit, das einerseits lediglich sonderbar ist (all die Zitronen), andererseits der Klangerfindung dient. Tatsächlich werden Pöppel und Bach in erster Linie einander an den Rändern gegenüber stehen und mithilfe von Mikrofonen und kleinen selbstaufgenommenen Klangschlaufen eine possierlich klingende Welt inszenieren. So lange es der Klang für die keimende, nein, herausploppende, vom Himmel fallende Liebe ist, hört und sieht man liebevoll zu. Umso länger es dauert, umso mehr wird es zum Zeitvertreib.“[21]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Franke_(Regisseur)