Krahl liest Hölderlin

Hölderlin: Oder kömmt wie der Strahl aus dem Gewölk kömmt
                 Aus dem Gedanken die Tat? Leben die Bücher bald?
                                                                                              (An die Deutschen)

das Höchste: das Gesetz
                          Von allen der König, Sterblichen und
                          Unsterblichen; das führt eben
                          Darum gewaltig
                        Das gerechteste Recht mit allerhöchster Hand

Das Unmittelbare, streng genommen, ist für die Sterblichen unmöglich, wie
für die Unsterblichen; der Gott muß verschiedene Welten unterscheiden,
seine Natur gemäss, weil himmlische Güte, ihrer selbst wegen, heilig sein
muss, unvermischt. Der Mensch, als Erkennendes, muss auch verschiedene
Welten unterscheiden, weil Erkenntnis nur durch Entgegensetzung möglich
ist. Deswegen ist das Unmittelbare streng genommen, für die Sterblichen
unmöglich, wie für die Unsterblichen.

Die strenge Mittelbarkeit aber ist das Gesetz.
Deswegen aber führt es gewaltig des gerechteste Recht mit allerhöchster
Hand.

Die Zucht, sofern sie die Gestalt ist, worin der Mensch sich und der
Gott begegnet, der Kirche und des Staats Gesetz und anererbte Satzungen
(die Heiligkeit des Gottes, und für den Menschen die Möglichkeit einer
Erkenntnis, einer Erklärung) diese führen gewaltig das gerechteste Recht
mit allerhöchster Hand, sie halten strenger als die Kunst, die lebendigen
Verhältnisse fest, in denen, mit der Zeit, eine Volk begegnet hat und
begegnet. „König“ bedeutet hier den Superlativ der nur das Zeichen ist
für den höchsten Erkenntnisgrund, nicht für die höchste Macht.“
(Pindar Fragmente) p. 949

Disposition zum „Kommunismus der Güter“:
„Diese beiden Richtungen (Wissenschaft und Religion) sind auseinander
gegangen, die Orden gefallen, wären aber nicht ähnliche Institute zu er-
wünschen? Wir gehen eben vom entgegengesetzten Prinzip aus, von der All-
gemeinheit des Unglaubens, um ihre Notwendigkeit für unsere Zeit zu beweisen.
Dieser Unglaube hängt mit der wissenschaftlichen Kritik unserer Zeit zu-
sammen, welche der positiven Spekulation vorausgeeilt ist, darüber lässt
… [Lücke im Scan]  …
                                                                                                                             Entweder
muss die Wissenschaft das Christentum vernichten oder mit ihm eins sein,
da die Wissenschaft nur eine sein kann, es handelte sich also drum, die
Wissenschaft nicht von äusserlichen Umständen abhängig werden zu lassen
und im Vertrauen auf jene Einheit, die jeder der die Menschheit kennt und
liebt, wünscht und ahnt, ihr eine grossartige würdige, selbständige
Existenz zu schaffen, Seminare und Akademien unserer Zeit, Universität,
Die neue Akademie“ (p.985)

Quelle: Archiv Helmut Reinicke. Der Text liegt in auf Matrizenpapier abgetippter Form vor.

“Über den Adorno-Schüler Hans-Jürgen Krahl, der einen Arbeitskreis über Hölderlin leitete, kam Bovenschen in eine Versammlung des SDS, des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, …”

Jürgen Bräunlein, Januar 2007 im Rheinischen Merkur